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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 30

1861 - Eisleben : Reichardt
— 30 — geltend zu machen suchte. — Nun wählt eine Partei Albrechts Sohn 1313—1330 Friedrich von Oestreich, eine andere Partei wählt 1313—1347 Ludwig von Baiern. 1315 Leopold von Oestreich, Friedrichs Bruder, bei Morgarten von den schweizerischen Eidge- nossen besiegt, g) 1322 Schlacht bei Mühldorf und A mp fing. Hier wurde Friedrich von dem baierischen Feld- hauptmann Seyfried Schweppermannr) be- siegt und gefangen. (Schloß Traußnitz). Leopold aber setzte den Krieg gegen Ludwig fort, und auch Papst Johann Xxii, that ihn von Avignon aus, wo die Papste seit 1309 residirten, s) in den Bann. Da wird Friedrich bedingungsweise entlassen, kehrt aber, da er die Bedingungen nicht erfüllen sann, t) treulich in die Gefangenschaft zurück (1325). Nun wird er Mitregent, bleibt aber ohne großen Einfluß. 1323 Ludwig der Bai er gibt nach dem Aus st erben der Askanier die Mark Brandenburg feine in Sohite Ludwig. Der letzte Askanier war der kräftige Waldemar, der sich tapfer gegen seine feindlichen Nachbarn be- hauptete. (Dänemark, Schl. b. Gransee.) 1338 Der Kurverein zu Nense. Die Kurfürsten, bewogen durch den päpstlichen Bann über Ludwig, erklären die Kaiserwahl für unabhän- gig von der B e st ä t i g u it g des Papstes. 1346 Ludwig abgesetzt und Karl von Luxemburg ge- wählt. Ludwig hatte die Fürsten durch sein zu eifriges Streben, seine Hausmacht zu vergrößern, erbittert; so besonders daß er die Margarethe Maultasch, Erbin von Tyrol u. Kärnthen, mit seinem Sohn Ludwig v. Brandenburg vermählte, nachdem er q) Die schwere Reiterei der Oestreichs. Steine herabgewälzt. r) Nach der Schlacht: Jedem Mann ein Ei, dem Sch. zwei. s) König Philipp Iv. v. Frankreich hatte den Papst Bonifacius Viii. gefangen genommen u. bewirkte, daß die folgenden Päpste in A. residirten. Derselbe König vernichtete auf grausame Weise den Tempclherrnorden. (Der Großmeister verbrannt). t) Seine Abdankung wurde von seinen Brüdern nicht anerkannt.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 32

1861 - Eisleben : Reichardt
32 gen seine Gemahlin Johanna und deren Beichtvater Johann v. Nepomuck. x) 1386 Die Oe st reich er von den Schweizern bei Sem- pach besiegt. Herzog Leopold der Fromme fällt. Heldentod des Arnold von W in kelried. (Zweiter Sieg bei Näfels 1388). 1400 Wenzel wird von den Kurfürsten zu Rense ab- gesetzt. Gewählt wird 1400—1410 Ruprecht von der Pfalz. Trotz trefflicher Eigenschaften vermochte er nirgends die Ordnung wieder herzustellen. Es folgt Wenzels Bruder 1410-1437 Sigismund. Er hatte nach seines Vaters Tode die Mark Bran- denburg erhalten, verpfändete dieselbe aber schon 1388 an den gewissenlosen Jobst von Mähren, nach dessen Tode er (1411) wieder in den Besitz der- selben kam. Nun ernannte er Friedrich v. Ho- henzollern, Burggrafen von Nürnberg, zum Statt- halter. Außerdem war S. König von Ungarn und (nach Wenzels Tode 1419) von Böhmen. Prachtliebend, braucht viel Geld. 1415 Johann Huß auf dem Concil zu Costnitz (Con- stanz) als Ketzer verbrannt. Auf dieser Kirchenversammlung wurden drei einander bekämpfende Päpste abgesetzt und ein neuer gewählt. Dadurch wurde die Kirchenspaltung^) beendet. Huß, Professor in Prag, war durch Schriften des Engländers Wycliff zu Abweichungen von der Kirchen- lehre gebracht worden. Er und sein Freund Hiero- ni mus v. Prag verbrennen eine Ablaßbulle des Papstes. Der Kelch auch für die Laien beim Abend- mahl verlangt. Freier Geleitsbrief des Kaisers; trotz- dem H. verbrannt,z) bald darauf auch Hieronymus. Friedrich von Hohenzollern erhält als Kurfürst die Mark Brandenburg auf dem Kostnitzer Reichstage. x) Bon der Moldaubrücke gestürzt. Schutzheiliger Böhmens. y) Seit 1378 gab es außer dem Papst in Avignon auch wieder ei- nen in Rom. r) „0 sanota simplicitas ! “ — Asche in den 'Rhein gestreut.

3. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 165

1890 - Leipzig : Reichardt
165 Bourbakis, die nach Elsa und Baden einen Einfall machen sollte, den heldenmtigsten Widerstand, bis der mit frischen Truppen vom Norden herbeieilende Man-tenfsel den General Bourbaki zwang, um der Gefangenschaft zu entgehen,mit85000mann auf schweizerisches Gebiet berzutreten, wo dieselben im traurigsten Zustande anlangten. 18.Jan. König Wilhelm wird zum erblichen deutschen Kaiser proklamiert. Wiederausrichtung des Deutschen Reiches. Dieser feierliche Akt fand im Schlosse zu Versailles statt, wo sich König Wilhelms und des Kronprinzen Hauptquartier befand. Die erste Anregung dazu ging vom jungen Könige Ludwig Ii. von Bayern aus1). 19. Jan. Schlacht bei St. Qnentin. General v. Gben (Manteuffels Nachfolger) rieb durch diese Schlacht die franzsische Nordarmee unter Faid-herbe vollstndig auf. 28. Jan. Kapitulation von Paris. W a f f e n st il l st an d. Bereits Ende Dezember hatte das Bombardement der von einem Grtel von Forts umgebenen Riesenstadt begonnen, die auerdem durch Hunger und Krankheiten viel zu leiden hatte. Mehrere Ausflle, darunter ein besonders heftiger am 19. Januar, miglckten. Entsatz von auen war nicht mehr zu hoffen. Daher Kapitulation und Waffenstillstand, der von Jules Favre, Minister des Auswrtigen, mit dem Reichskanzler Bis-marck zu Versailles abgeschlossen wurde. Smtliche Forts bergeben, die Besatzung von Paris entwaffnet und kriegsgefangen. Der Waffenstillstand erstreckt sich aber vorlufig noch nicht aus den Kriegsschauplatz um B elf ort, welches erst am 16. Februar kapituliert. 26. Febr. Die Friedensprliminarien von Versailles. Nach einer Bestimmung des Waffenstillstandes wurde eine konstituierende Nationalversammlung nach Bordeaux berufen, die an die Spitze der Exekutivgewalt den greifen Staatsmann Thiers (einst Minister Louis Philipps, j 1877) stellte, der sofort die Friedensverhand-lungen erffnet. Die Friedensprliminarien wurden am 1. Mrz von der Nationalversammlung an-genommen. An demselben Tage zogen 30000 Mann deutscher Truppen in Paris ein2). x) König Ludwig Ii. verfiel in Geistesstrung und starb 1886 durch Selbstmord im Starnberger See. 2) Bald darauf in Paris die Schreckensherrschaft der Kommune, erst im Mai durch die Regierungstruppen unterdrckt. '

4. Bd. 3 - S. 252

1838 - Eisleben : Reichardt
252 . Amerika. Zwischenräumen von Erdschichten unterbrochener Pechstriche *) bildet. Ist man einige tausend Schritte von dem Meeresufer über einen sanften Abhang aus Pechgrund hinaufgegangen, so erreicht man den Pechsee, der ohngefahc 1000 Schritte lang und 120 breit (nach An- dern l Stunde lang und eben so breit) ist und ssich durch seine Mannigfaltigkeit und Veränderlichkeit auszeichnet. Gruppen von schö- nen, blühenden Staudengewachsen, Büschel von wilden Ananas und Aloe, Schwarme von prächtigen Schmetterlingen und glanzenden Ko- libris beleben die vielen kleinen darin befindlichen Inseln. An ver- schiedenen Stellen zeigen sich tiefe Spalten oder 6 F. tiefe Risse und Klüfte, die mit vortrefflichem klarem Wasser gefüllt sind und öfters eine große Menge von Fischen enthalten. Diese Kanäle andern sich beständig; der welcher heute 8 bis 10 F. Tiefe hatte, ist vielleicht morgen mit festem Erdpech angefüllt, und andere öffnen sich wieder da, wo man nur eine feste Masse von Pech wahrnahm. Oft findet man da, wo am Abend eine kleine Insel sichtbar war, am folgenden Morgen einen Schlund, und an einer andern Stelle taucht eine Erd- pechinsel auf, welche sich mit der üppigsten Vegetation schmückt, um dann wieder in die Tiefe zu versinken. Das Pech ist nicht auf die- sen See beschrankt, sondern es finden sich auch Lager unter dem Meere. So ist z. B. zwischen Point Naparima und Kap Brea eine ausgedehnte Pechbank nur 10—12 F. unter dem Meerwasser, die man gewöhnlich an einem starken unangenehmen Geruch und an ei- nem Fetthäutchen auf der Oberflache erkennt. Dieser Pechsee besteht, außer zahlreichen Wasserpfuhlen und den tiefen, gleichfalls mit Wasser gefüllten Spalten und Rissen, aus Pech, das nach den Spalten und Rissen zu urtheilen, sehr tief zu seyn scheint, und hart genug ist, daß es einen Menschen tragt, wird aber durch die Hitze der Sonne etwas weicher, so daß manchmal Personen in geringer Entfernung von einander verschwinden, indem sie in die durch ihre eigenes Gewicht gebildeten Löcher einsinken. Das Pech ist eine schwarze oder grauliche feste Masse, die in ebene Stücke bricht und sich leicht mit einem Messer ritzen läßt. Das Innere erscheint ölig und blasenförmig. Bei einem hohen Grade der Hitze schmilzt es unvollständig in eine weiche Masse, die mehr einer weich gewordenen *) Im Meere, in der Nähe des Kaps Brea, ist ein Schlund oder Srru- del, der bei stürmischem Wetter das Wasser 5 bis b F. in die Höhe hoch wirst und jedesmal eine bedeutende Menge Stein- oder Bergöl ausspeiet. Ein ähnlicher Strudel befindet sich an der Ostküste der Insel in der Bucht Mayaro, worin jedes Jahr in den Monaten März und Junius einige Verpuffungen entstehen, die dem Knalle einer Kanone oder dem des Donners gleichen. Diese Erscheinung ist mit Flammen und Rauch begleitet, die dann aus den Abgründen herauf« steigen; und einige Minuten nachher wirft der Strudel Stücke von schwarzem Erdpcch, das wie Eagat glänzt, an die Küste.

5. Bd. 3 - S. 356

1838 - Eisleben : Reichardt
35ö Amerika. Der wichtigste Ausfuhr-Artikel ist der sogenannte Paraguay- Thee, welcher auch Matt« und in Brasilien gewöhnlich Can- gunha oder Congonha heißt und nicht allein in Paraguay, son- dern überhaupt in ganz Südamerika sehr häufig genossen wird, so daß Chile allein jährlich für eine Million Thaler von diesem Thee verbrauchen soll. 1814 gingen an 20,000 Ballen, jeder zu 210 bis 270 Pfund stromabwärts aus Paraguay nach Buenos Ayres. Der Paraguay-Thee, der ein tägliches Bedürfniß des Volks ausmacht, unterscheidet sich übrigens wesentlich von dem Chinesischen und wird aus den Blattern eines Baumes bereitet, der bloß in Paraguay ein- heimisch ist und daselbst in großer Menge in den Wäldern wachst. Man nennt den Baum in Paraguay Caamiri. Nach den Nach- richten der Baierischen Reisenden Spix und Martius soll dieser Thee von einem Strauche, Namens Cassine Gonhanha gewonnen wer- den. Einige Botaniker nennen den Baum, der diesen Thee liefert, Paraguay-Stechpalme (Jlex Paraguariensis). Man streift die Blatter ab, dörrt oder röstet sie am Feuer und verpackt sie dann zur Versendung in Haute oder Sacke von einer Art Rohr. Aus diesen Blattern, gewöhnlich „Perba" (Kraut) genannt, bereitet man nun ein dem Thee ähnliches Getränk, welches in jedem guten Hause in Südamerika in runden silbernen, auf eben solchem Untersatze ste- henden Kannen geschieht, welche mit einem kleinen, 6 Zoll langen silbernen Rohre versehen sind. Man schüttet einen Theelöffel voll von dieser Perba mit einem Stück geröstetem Zucker in das Gefäß, fügt einige Tropfen Citronensast, ein Stückchen Zimmet und Gewürz- nelken hinzu und gießt heißes Wasser daraus, wo dann der Trank „Matte" genannt, fertig ist. Das Gesäß mit Matte gefüllt, geht dann auf der Untersatzschale in der Gesellschaft von Hand zu Hand und jeder saugt durch das Rohr einen Schluck dieses angenehm schmeckenden Getränks. Welchen Ekel aber auch der Anblick man- ches Mundes erregen mag, so würde es doch eine höchst schlechte Er- ziehung verrathen und für äußerst unschicklich angesehen werden, wenn man sich weigern wollte, an diesem Saugen Theil zu nehmen. „Als die Reihe an mich kam (erzählt Kotzebue in seiner Beschrei- bung der in den Jahren 1815—1818 unternommenen Entdeckungs- reise nach der Südsee und nach der Beringsstraße, indem er sich in Chile in einer Gesellschaft befand, wo dieser Thee auf die beschriebene Weise den Gästen präsentirt wurde), hielt ich es für eine Pflicht der Artigkeit, meinen Vorgängern nachzuahmen, so schwer es mir auch war, einen gewissen Widerwillen zu bekämpfen, da ich etwa der 20ste war, welcher an dieser Röhre saugen sollte. — Doch kaum hatte ich meine Lippen daran gebracht, als ich sie auch verbrannt zurückzog, und jch empfehle jedem, dem einmal Thee auf diese Weise präsentirt werden sollte, die Röhre mit den Zahnen zu fassen. Übrigens ist der Ge- schmack dieses Thees nicht übel, ein aromatischer Saft, den man ein- schlürst." > >

6. Bd. 3 - S. 300

1838 - Eisleben : Reichardt
300 Amerik a. elasticum), indem man diesen Saft auffangt und ihn über ungebrannte thönerne, meist flaschenförmige Gesäße, in mehreren Lagen austragt, wodurch ec dunkelbraun oder schwärzlich wird. Ehe er aber ganz tro- cken ist, zeichnet man der Zierde wegen mit eisernen Griffeln allerlei Figuren ein. Zuletzt zerschlagt man die Formen oder erweicht sie im Wasser. Die Indianer bestreichen mit der noch flüssigen Materie ihre Kleidungsstücke, wodurch sie wasserdicht werden, und machen auch Fackeln daraus, die sehr hell brennen und nicht fließen, wenn sie hin und her getragen werden. Das Federharz kommt in der Form von birnförmigen Flaschest, die wie schwarzes Leder aussehen, in den Han- del, und unterscheidet sich durch seine ausgezeichnete Dehnbarkeit und Elasticität, so wie durch seine Unauflösbarkeit in Weingeist von allen harzigen Stoffen. Elasticität besitzt es in einem hohen Grade. Man kann z. V. eine Flasche, deren Stoff die Dicke des Sohlenleders hat, so ausdehnen, daß sie fast so dünn und durchsichtig wie Papier wird. Läßt man die Lust heraus, so springt die Flasche in ihre vorige Form zurück. Seit man Mittel erfunden hat, das Federharz auszulösen, ohne Verlust seiner Elasticität, hat der Verbrauch und die Anwendung des- selben in Europa, vornehmlich in England sehr zugenommen. In letzteres Land allein wurden 1830 gegen 5b Millionen Pfund desselben eingeführt. Außer seiner Verwendung in der Ehemie und Chirurgie, so wie zum Auslöschen der Bleististszeichnungen, zu Überschuhen, ela- stischen Strumpfbändern, Gürteln, Tauen, Stricken, Schläuchen rc. wird es jetzt auch gesponnen und mit andern Stoffen zu elastischen und zugleich wasserdichten Kleidungsstücken verarbeitet. In den verei- nigten Staaten von Nordamerika, wo sich 2 große Fabriken zur Ver- arbeitung dieses Produkts befinden, hat man kürzlich eine Maschine erfunden, um das Gummi elasticum in Blättern auszubreiten, dem man durch diesen Mechanismus mit der größten Leichtigkeit jede belie- bige Feinheit geben kann. In Brasilien sind jährlich 10—12,000 Personen damit beschäf- tigt, den Saft aus dem Federharzbaum zu ziehen. Die Masse ela- stischen Gummis, die jeder Baum daselbst liefert, beträgt 100—130 Pf. Man behauptet, die Kraft des Baumes gewinne durch das Aus- ziehen des Saftes, und seine längere Lebensdauer hänge von^ dieser Operation ab. Übrigens wird auch aus verschiedenen andern Bäumen und Gewächsen Federharz gewonnen, und es kommt dasselbe nicht allein aus Amerika, sondern auch aus Ostindien, aus der Hinterindischen Insel Pulo Pinang, der Insel Mauritius in Afrika. Unter den Bewohnern der Colombischen Republiken befinden sich noch viele Indianer, die eben so wie in Mexico und Guatemala theils aus solchen bestehen, die ganz unabhängig, als sogenannte Wilde le- den, eine Benennung, die schon darum nicht ganz passend ist, da sie doch wirklich schon zum Landbau vorgeschritten sind, in festen Wohn-

7. Bd. 3 - S. 372

1838 - Eisleben : Reichardt
372 Amerika. Domadores zu ihrer Bändigung geschritten, indem man sie mit dem Lazo einsangt, ihnen ein Gebiß ins Maul legt, und sie sattelt, worauf der Domador sich mit seinen ungeheuren Sporen auf den Rücken des Pferdes schwingt, das dann einige mannshohe Sprünge macht und in gerader Linie über die Ebene hinfliegt, indem es über jeden ihm im Wege liegenden Gegenstand wegsetzt; allein vergebens sucht es sich von seinem Reiter zu befreien, wiewohl es bäumt, hinten und vorn ausfchlägt und sich walzt. Endlich nach Verlauf von 4 oder b Tagen wird das Thier als gebändigt und zum Dienst tauglich er- achtet, obschon ein solches noch wenige Europäer zu reiten im Stande seyn möchten. Endlich wird es ganz zahm. Eine der Haupteigen- schaften, welche man in diesen Gegenden an dem Pferde-schatzt, besteht darin, mitten im schnellsten Fluge inne zu halten und stehen zu blei- den, was nicht geschehen kann, ohne daß das ganze Gewicht des Thieres einen Augenblick auf den Hinterfüßen ruht, wodurch diese sehr schwach werden, was auch der gewöhnliche Fehler dieser Pferde ist. — Auf die Schafe verwendet man in den Pampas nicht die mindeste Sorgfalt. Sie dienen eigentlich nur zur Nahrung, da ihre ohnehin grobe Wolle sich auf der Weide mit den Stacheln der Disteln an- füllt und in diesem Zustande und ungewaschen, im Handel nicht abgesetzt werden kann. Um die einem Estanciero gehörigen Stücke Vieh zu erkennen, hat jeder sein eigenes Zeichen, das er auf der Polizei anzeigen und eintragen lassen muß. Man brennt dergleichen Zeichen dem Thiere ' mit glühendem Eisen auf die Haut, und verlauft der Eigenthümer eins, so setzt er ein zweites Zeichen neben das erste und der Käufer fügt das seinige bei. Jedermann hat das Recht, ein Thier, das sein Zeichen tragt, überall wo er es findet, ohne alle weitere Umstande sich zuzueignen. Die Polizei halt auch über die zum Verkauf nach der Stadt gebrachten Haute strenge Aufsicht; das Zeichen laßt stets so- gleich den ursprünglichen Eigenthümer erkennen, und jeder verdächtige Mensch, der Haute zu Markt bringt, die ein fremdes Zeichen tragen, ist gehalten, sich auszuweisen, wie er in ihren Besitz gekommen ist. Dies Gesetz wird mit der größten Strenge gehandhabt, da der per- sönliche Vortheil eines jeden dabei ins Spiel kommt und gewisser- maßen auf gewissenhafter Beobachtung desselben die Wohlfahrt des Staates beruht. Das Zeichen wird dem jungen nachgewachsenen Vieh alle Jahre im Herbste, nämlich in den Monaten April oder Mai eingebrannt, was man die Hierra (von Hierro, Eisen) nennt, die dann auf den Estancias mit einer Reihe von festlichen Gelagen verbunden ist. Der Estanciero ladet seine Freunde dazu ein, und die Hirten eilen von allen Seiten herbei, um ihre Dienste anzubieten und Theil an den Vergnügungen zu nehmen. Mehrere Tage lang wird geschmaust und getanzt, tmb Pferderennen und andere Belustigungen jeder Art

8. Bd. 3 - S. 381

1838 - Eisleben : Reichardt
La Plata-Provinzen. 38 t Wan schätzt jetzt die Bevölkerung dieser Stadt auf 90,000 Menschen, worunter 30,000 Fremde, und zwar 8000 Engländer, 5000 Franzosen, 6000 Italiener, 3000 Deutsche, 4000 Portugiesen und Spanier, den Rest bilden Nordamerikaner, Brasilianer rc. Die Form der Stadt ist ein Rechteck von £ Stunden Lange und £ Stunde Breite, in 360 Euadras oder Hauser-Vierecke getheilt, welche 61 Cal- les oder rechtwinklige Straßen zwischen sich lassen. Die Cuadra ist auf jeder Seite 400 F. lang; 16 Cuadras bilden ein Cuartel oder Viertel. Im Ganzen zahlt man 29 Viertel, welche mit der Zeit 464 Cuadras bilden sollen. Alle Straßen laufen den 4 Weltgegen- den entsprechend und haben Trottoirs, welche durch hölzerne Pfahle geschützt werden. Die Hauptstraßen sind ^gepflastert und geebnet, be- sonders diejenigen, welche zu dem Platze Victoria führen. Entfernt man sich jedoch von diesem Centralpunkte, so erschreckt man vor den abhängigen Fußsteigen und tiefen Gruben mit ihrem Schmutze zur Regenzeit und ihren Löchern in der trocknen Iahrszeit. Ja diese sind oft mit Ochsen- und Pserdeköpsen, selbst mit ganzen Thiergerippen gefüllt. Glücklich genug, wenn uns nicht der faulende Leichnam eines Thieres den Weg ganz und gar versperrt. Die Hauser sind ein- und zweistöckig, viereckig, ziemlich groß und sehr fest gebaut und mit plat- ten Dächern versehen. Die meisten haben 3, bisweilen auch 4 Höfe und außerdem einen Garten. Der erste Hof (patio primero) ist der Ehrenhof, gut gepflastert, oft mit Marmor; der zweite ist für die Dienerschaft bestimmt, der dritte Corral oder Park) enthält die Pferde, das Geflügel rc. Die Zimmer sind viereckig um die Höfe her ange- legt. Der Saal ist geräumig, sehr hoch und gut ausmöblirt. Die Schlafzimmer der Herrschaft füllt ein ungeheuer hohes Paradebette, das mit seidenen Vorhängen geschmückt ist. Die Häuser der mittlern Klassen und der Armen sind natürlicher Weise weniger gut eingerichtet. Doch fehlt das Paradebett nicht, in welchem man selten schläft, in- dem man das Feldbette vorzieht, auf welches man sich ganz gekleidet hinwirft. Eine Familie, die kein Forte-Piano besitzt, muß sehr arm seyn; denn jedermann ist hier musikalisch. Es giebt 10 öffentliche Plätze. Die merkwürdigsten darunter sind der Platz des 25. Mai und der Siegesplatz (Plaza de la Vittoria). Der erstere hat seinen Namen, weil hier an die- sem Tage im I. 1810 zuerst der Ruf der Unabhängigkeit ertönte. Auf der einen Seite desselben liegt die Festung oder das Fort (el fuerte), das eine Vereinigung mehrerer großer Gebäude ist, von einer dicken Mauer umgeben, welche durch einen mit Kanonen bespickten Wall beherrscht und von einem Graben gedeckt wird, über den man nur durch eine Zugbrücke gelangen kann. Die Festung, in welcher alle von der ausübenden Gewalt abhängigen Behörden ihren Sitz ha- den (nur der Gouverneur wohnt hier nicht), beherrscht die kleine Rhede und den Mittelpunkt der Stadt. Aus der andern Seite dieses Platzes

9. Bd. 3 - S. 453

1838 - Eisleben : Reichardt
83 ra filiert. 453 nach gelegten Eier, theils durch das Wachsthum der darin enthaltenen Brut bis zur Größe einer Erbse anschwellen kann und Jucken erregt. Wird nun dieser Eiersack nicht weggeschafft: so kriechen die Jungen aus, fressen sich unter der Haut weiter fort, setzen neue Nester an und durchwühlen den ganzen Fuß, wodurch böse Geschwüre, heftige Ent- zündungen und nicht selten Brand entstehen und zuweilen das Ab- nehmen des Gliedes nothwendig wird. Es ist unglaublich, welche Folgen aus der Nachlaßigkeit, nicht jeden Tag nach seinen Füßen zu sehen, entspringen können. Man sieht Leute, die aus dieser Ursache alle Zehen oder selbst einen Fuß verloren haben. Weech versichert, Eu- ropäer in Brasilien gekannt zu haben, welchen man 80 bis 100 sol- cher Eiersäcke herausnahm. Eine ganz besondere Aufsicht erfordern Kinder; selbst der Säugling, der oft auf der Erde sitzt, bleibt nicht verschont. Natürlich muß man sich, sobald man aus dem Jucken das Daseyn eines solchen Insekts oder seines Eiersacks gewahr wird, beide sogleich herausnehmen lassen, und die Neger wissen diese Operation mit besonderer Geschicklichkeit zu vollziehen, indem sie dazu eine Na- del oder ein scharfgespitztes Messer gebrauchen. In die dadurch ent- standene Öffnung bringt man etwas Schnupftabak oder Merkurial- salbe, um die etwa noch zurückgebliebenen Eier zu zerstören. Das Ausziehen und Ausdrücken der Eier verursacht einen geringen Schmerz, und es ist irrig, daß der Sandfloh tief in§ Fleisch eindringe. Rei- den und Kratzen aber ist höchst nachtheilig. Nach wenigen Tagen ist die so behandelte Wunde geheilt, wenn sie nur reinlich gehalten wird. Ein Europäer, der sich lange in Brasilien aufhielt, versichert vielmals von diesem Insekt gestochen worden zu sein; da er aber sogleich, so- bald er ihre Gegenwart wahrgenommen, sie habe herausziehen lassen, selbst ehe sich ein Sack gebildet und die Eier gelegt waren, sey er immer sehr gut weggekommen. Eine andere Jnsekten-Plage sind die Carabatos, eine Art Milben, von der Größe eines Mohnsamens bis zu der einer Linse, welche in den Wäldern zu Hunderten und Tausenden gesellig und an einander gedrängt auf dem Grase und dürren Blättern leben. So- bald der Wanderer an solche Pflanzen anstreift, verbreiten sich jene Thierchen mit sehr großer Schnelligkeit durch die Kleider auf die Haut, wo sie sich besonders an den zartern Theilen einsressen, ein qualvolles Jucken, das durch unvermeidbares Reiben noch vermehrt wird, und entzündete Beulen verursachen. Die sichersten Mittel, sich gleich An- fangs von diesen lästigen Feinden zu befreien, sind: sie vom Körper abzulesen, oder, wenn sie sich nicht schon zu tief eingefressen haben, durch Reiben mit Branntwein, mit Tabak in Wasser eingeweicht, oder über Feuer durch Tabakräucherungen zu tödten. Wenn der Carabato seinen Kopf in das Fleisch eingegraben hat, läßt er sich den Körper abreißen, ohne loszulassen. Aus dem Pflanzenreiche Brasiliens, das eine große Menge nutz-

10. Bd. 3 - S. 418

1838 - Eisleben : Reichardt
418 Amerika. einzelne Halme eines kurzen Grases ausgenommen, das hier und da aus kleinen Platzen, wo sich zufällig ein wenig Dammerde gebildet hat, angetroffen wird, und nebst einer Moosgattung, ähnlich dem Is- ländischen, in der Mitte des Sommers zum Vorschein kommt, wo einige Theile von Schnee entblößt werden. Übrigens aber sind alle diese Lander in ewigem Schnee und Eis begraben, und leicht kann man sie daher für Eisberge halten, denn nur an einigen Stellen, die zu senkrecht sind, um den Schnee halten zu können, tritt der schwarze Fels, woraus sie bestehen, hervor und bildet mit der umgebenden Weiße der ewigen Schneedecke einen außerordentlichen Kontrast. Sie bestehen aus ungeheuren, rauhen, hohen Felsen, darin jede Kluft mit Schnee gefüllt ist. Überhaupt stellte wohl die Natur nie ein so schrecklich ödes und wüstes Schauspiel von Schnee, Eis, Schluchten und Felsen jeder Art den Blicken eines Menschen dar, als diese Lander darbieten, wo alle Vegetation erloschen ist, und alles thierische Leben sich nur auf Seevögel und auf Wassersaugethiere beschrankt. Daher besteht auch die einzige Wichtigkeit dieser Lander in dem Robben- lind Wall- sischsang, womit sich hier die Britten und Nordamerikaner beschäftigen, die jährlich von da große Vorrathe von Pelzwerk, das die Pelzrobben geben, und besonders von Thran nach Hause bringen. Und so führt denn die Gewinnsucht den Menschen auch in diesen eisigen Süden, und selbst da, wo alles Leben unter dem kalten Hauche des Südpols zu verschwinden scheint, weiß er Schätze zu sammeln, und kehrt reich beladen in seine entfernte Heimath zurück. Von den Nordpolarlandern haben wir oben (B. Iii, 29) eine Beschreibung dem Leser mitgetheilt, woraus derselbe diese für die öde- sten und schrecklichsten Gegenden der Erde halten mußte; aber so trau- rige Lander sie auch sind, so werden sie doch an Ode und Unfrucht- barkeit bei Weitem von den Südpolarlandern übertreffen, unter welchen kein einziges bewohntes, ja nicht einmal bewohnbares Land es giebt. Hingegen in der Nahe des Nordpols findet man noch jenseits des 70" der Breite bewohnte Gegenden, sowohl in den Nordpolarlandern Asiens, als Europas und Amerikas, ja selbst einzelne kleine Städte, z. B. Olensk in Sibirien, (dieses unter 72" 30' N. Br.), Wardoe und Hammerfest in Norwegen. Und daß in den Nordpolarländern Amerikas wenigstens noch Eskimos in Schneehütten leben, wird sich der Leser aus unserer Beschreibung derselben (B. Iii, 04) erinnern, so wie auch, daß sich daselbst nicht allein noch manche Pflanzen, son- dern selbst einige Landfaugethiere finden. Ja in den 1818 von den dell sah hier zwar die hohen Bergkuppen unter ewigem Schnee und Eis begraben, fand aber in den Thalern wahrend des Sommers die Vegetation ziemlich üppig, die jedoch in fast nichts Weiterm bestand, als in einem meistens 2 F. hohen steifen Grase, welches büschelweise aus drei bis vier Fuß hohen Erhöhungen hervorsproßt.
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